Als älteste Universität gilt die Universität Bologna, „deren Gründungsdatum von ihren eigenen Historikern mit dem Jahr 1088 angegeben wird“ – wie Wikipedia süffisant bemerkt. Das sind über 920 Jahre Geschichte des Lehrens. Und was hat sich in dieser Zeit getan? Nicht viel, muss man sagen. Alle paar hundert Jahre ist eine neue Fakultät dazu gekommen. Sonst war die Einrichtung der Universität während 900 der vergangenen 920 Jahren beständig und hat allem Wandel getrotzt.
Aber in den letzten 20 Jahren, da ist einiges in Bewegung gekommen. Mit dem Aufkommen des Internets hat ein tiefgreifender Wandel vom Lehren zum Lernen stattgefunden, der auf Webseiten wie uncollege.org gipfelt. Uncollege ist eine soziale Bewegung, die davon ausgeht, dass das System der höheren Bildung, eben die Universitäten, unnötig und unzeitgemäss sind. Uncollege propagiert und unterstützt deshalb die selbst gesteuerte höhere Bildung. Hinter Uncollege steht Dale Stephens, ein knapp 20jähriger Unternehmer, der das College abgebrochen hat, weil, wie er sagt, dort Konformität statt Unabhängigkeit, Wettbewerb statt Kollaboration, Wiederkäuen statt Lernen und Theorie statt Praxis vermittelt und belohnt würden. Anders ausgedrückt wird dort gelehrt, das Lernen hingegen wird systematisch verhindert.
Damit ist Stephens in guter Gesellschaft. Die Liste der College-Abbrecher unter den Silicon-Valley-Grössen ist lang und illuster, Steve Jobs, Mark Zuckerberg und Bill Gates sind nur drei Beispiele unter vielen (vgl. dazu die List of college dropout billionaires).
Die formalisierte traditionelle Bildung verhindert Kreativität, Innovation und Neugierde – Eigenschaften, die in unserer gegenwärtigen Welt von zentraler Bedeutung sind. Zu diesem Schluss kommt auch der „IBM-Philosoph“ Gunter Dueck in seinem Buch Professionelle Intelligenz.
Dueck stellt fest, dass der Buchdruck und damit die freie Verfügbarkeit von Büchern zu „Enlightement“ geführt habe, zur Aufklärung im Kant’schen Sinn: Aufklärung als Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Heute hingegen tragen wir das Wissen der ganzen Welt dauernd in der Hosentasche mit uns herum. Damit werde, so Dueck, das einstige Enlightement erweitert zum Empowerment.
Das Internet also als Ermächtiger, welcher das Lernen im individuellen Lern- und Arbeitsstil ermöglicht. Damit einher geht die „Degradierung“ des ehrwürdigen Professors vom „Sage on the stage to the guide on the side“, wie es im Amerikanischen so treffend heisst. Professoren werden im Internetzeitalter also zu Coaches, das weckt natürlich Kritik. Aber, stellt Dueck fest, Medienkritik sei alt, sehr alt, und er zitiert zur Veranschaulichung aus Platons Phaidros-Dialog, wo es um die Erfindung der Schrift geht: „Also nicht ein Mittel zur Kräftigung, sondern zur Stützung des Gedächtnisses hast du gefunden. Und von Weisheit gibst du deinen Lehrlingen einen Schein, nicht die Wahrheit.“
Was ist also so tiefgreifend anders geworden mit dem Internet? Der amerikanische Journalismus- und Kommunikationsprofessor Douglas Thomas führt die neue Kultur des Lernens in seinem gleichnamigen (englischsprachigen) Buch auf drei Prinzipien zurück: (1) Die alten Lehrformen sind nicht fähig, mit der sich immer rascher verändernden Welt Schritt zu halten. (2) Neue Medienformen vereinfachen peer-to-peer Lernen. (3) Peer-to-peer Lernen wird erweitert durch neue Technologien, welche die kollektive Natur der neuen Medien formen.
Kollaboration ist also der zentrale Begriff sowohl bei Stephens’ Uncollege, bei Duecks Professioneller Intelligenz und auch bei Thomas’ neuer Kultur des Lernens.
In der Möglichkeit des kollaborativen Lernens liegt der grosse Vorteil und die grosse Hoffnung des Internets: Zusammen sind wir stark! Zusammen haben wir mit Wikipedia eine globale Enzyklopädie geschaffen. Aber das war erst der Anfang!
Der jungenhaft wirkende Carnegie Mellon Informatikprofessor Luis von Ahn geht noch einen Schritt weiter, er will das Internet übersetzen. Gratis! Seine Idee ist bestechend: Er kombiniert das Erlernen einer Fremdsprache, das er gratis anbietet, mit dem Übersetzen von Sätzen und Abschnitten von Webseiten. 25 Sprachschüler, die alle den gleichen Abschnitt übersetzen, ersetzen einen professionellen Übersetzer. Das Modell scheint zu funktionieren, die Webseite duolingo ist in public beta. Derzeit kann man erst Deutsch und Spanisch lernen, Ausgangssprache ist Englisch.
Die Pirate University und aaaaargh.org übertragen die Idee von file- und music sharing auf wissenschaftliche Papiere.
Wenn solche Ideen greifen, dann sind das ein weiteres Beispiel, wie neben den notorischen und vielzitierten Khan Academy oder den MIT open courseware das Internet das Lernen und das Leben tiefgreifend verändert.
Die Fähigkeit des lebenslangen Lernens ist die menschliche Eigenschaft, die uns einzigartig macht auf diesem Planeten. Lernen ist unsere killer app (Dueck). Darum: Durch besseres Lernen zu besseren Menschen zu einem besseren Leben in einer besseren Welt…
In uns’rer Zeit, der sehr modernen
Ist’s einfach, lebenslang zu lernen:
Man macht’s gemeinsam und vernetzt
Im Internet, und Hier und Jetzt!
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