Warum die Welt 2.0 immer besser wird – für alle

Nic Marks ist Glücksforscher und Gründer des Londoner Centre for Wellbeing. Er beschäftigt sich beruflich mit einer Frage, die uns alle immer wieder umtreibt: Was kann ich tun, damit ich mich glücklicher fühle, damit ich glücklicher bin. In seinem Vortrag am TEDGlobal 2010 hat er seine wissenschaftliche Arbeit auf fünf Punkte reduziert, fünf Aufforderungen die uns dazu verhelfen sollen, glücklicher zu werden.

In dörflichen Gemeinschaften, unter Bauern und Jägern, sowohl bei sogenannten Urvölkern heute, also auch bei unseren Vorfahren, waren das alles Selbstverständlichkeiten. Ich möchte nun aufzeigen, dass das im globalen Dorf, in dem wir heute leben, ebenso selbstverständlich ist. Im Unterschied zu den dörflichen Gemeinschaften ist aber heute die ganze Welt miteinbezogen, was kein Erschwernis darstellt, sondern im Web 2.0 sogar noch einfacher ist als es je war!

1. Verbinde dich

Wir Menschen sind soziale Wesen. Es macht uns glücklich, uns mit anderen Menschen zu verbinden, mit Freunden etwas zu unternehmen oder sich auf einen kleinen Schwatz zu treffen.

Wir sollten uns deshalb jeden Tag für eine gewisse Zeit mit unseren Liebsten abgeben, mit engen Freunden oder mit der Familie. Es zählt nicht primär die Dauer, sondern die Intensität ist wichtig.

Im globalen Dorf helfen uns soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Google Plus dabei, uns mit unseren „friends“ zu verbinden. Denn anders als zu Zeiten der dörflichen Gemeinschaft leben diese heutzutage über die ganze Welt verstreut.

Natürlich ist ein persönlicher Kontakt noch besser als ein virtueller. Und am allerbesten ist beides: Auf dem Weg zum realen Freund kannst du ganz ungezwungen auf dem Facebook-Profil der Freundin in der anderen Stadt ein Foto „liken“, eine kleine Nachricht hinterlassen oder einfach ein Smiley schicken – und schon seid ihr beide glücklicher.

2. Sei aktiv

Bei körperlicher Betätigung steigt der Serotonin-Spiegel im Blut. Das führt unmittelbar dazu, dass wir uns wohler fühlen.

Wir sollten uns deshalb täglich für ein paar Minuten bewegen, idealerweise an der frischen Luft.

Im globalen Dorf unterstützen uns Smartphone-Apps wie beispielsweise RunKeeper dabei. Sie zeichnen sportliche Aktivitäten wie joggen, radfahren oder walken auf und liefern uns motivierende Statistiken. Weil man mit diesen Apps die Aktivität mit seinen Freunden teilen kann, kann man diesen Punkt mit dem vorherigen sogar in einem Aufwasch erledigen – und sich dabei doppelt gut fühlen.

Natürlich steht die körperliche Betätigung im Vordergrund, dass kann Dir weder das Internet noch eine Smartphone App abnehmen. Aber die elektronischen Helferlein können dich dabei unterstützen – und dir so zu mehr Glücksgefühlen verhelfen.

3. Achte dich

Weil unser Kopf immer voller Pläne und Gedanken ist, entgeht uns häufig, was um uns herum geschieht. Wir haben ein Stück weit verlernt, im Hier und Jetzt zu leben. Sich mit seiner Umgebung auseinander zu setzen, hilft dem Gehirn, geschmeidig zu bleiben.

Wir sollten uns deshalb bewusster bewegen und Anteil nehmen an dem, was um uns herum passiert

Im globalen Dorf ist das „um uns herum“, anders als es das in der dörflichen Gemeinschaft war, etwas weiter und damit ein Stück weit unübersichtlicher. Hier kann uns der Kurznachrichtendienst Twitter unterstützen. Wenn man Twitterern folgt, die das lokale Geschehen twittern, dann verhilft uns das zu Achtsamkeit für unsere Umgebung. Ein gutes Beispiel dafür ist @HamburgSchanze, wo die Twittererin Dalila Graf über das Schanzenquartier in Hamburg twittert. Frei nach dem Motto „we share, because we care“.

Natürlich besteht hier letztlich ein Konflikt – wenn man die Welt nur noch via Bildschirm wahr nimmt, dann leidet die Achtsamkeit gegenüber der dich umgebenden realen Welt. Mit etwas Fingerspitzengefühl und gesundem Menschenverstand kannst du Realität und Virtualität jedoch gewinnbringend kombinieren – und so dein Wohlbefinden geschickt steigern.

4. Lerne

Die Neugierde ist die grosse Treibfeder der Menschheit. Sie hat uns das Internet beschert und die Smartphones. Aber damit ist keineswegs Schluss. Im Gegenteil: damit kann die menschliche Neugierde noch effizienter befriedigt werden.

Wir sollten deshalb jeden Tag nicht nur etwas Neues lernen, sondern so viel wie möglich! Und das ging noch nie so einfach wie heute:

Im globalen Dorf muss man sich nicht mit dem Dorfältesten begnügen, sondern man kann von den besten der Welt lernen. Top Universitäten wie das Massachusetts Institute of Technology (MIT) stellen ihre sämtlichen Vorlesungen gratis online zur Verfügung (MIT open courseware). Organisationen wie TED stellen kurze Vorträge von höchst inspirierenden Personen zu äusserst spannenden Themen ins Netz, und SalKhan hat die Khan Acadamy auf die Beine gestellt, wo man Mathematik etc. von Grund auf und in seinem Tempo lernen kann. Dass mit Wikipedia das umfassendste und aktuellste Lexikon, das es je gab, unentgeltlich zur Verfügung steht, hat sich mittlerweile auch herum gesprochen.

Natürlich besteht die Gefahr, dass du dich in der Fülle des Angebotes verlierst. Das ist aber eine Frage der persönlichen Setzung von Schwerpunkten. Es gibt jedenfalls keine Ausrede mehr, warum du nicht jeden Tag viel Neues dazu lernen könntest.

5. Gib

Wenn wir mit einer Hunderternote uns selber etwas kaufen können, oder wenn wir damit jemand anderem eine Freude machen, dann macht uns letzteres glücklicher. Dass geteilte Freude doppelte Freude ist, ist keine Binsenweisheit, sondern stimmt im globalen Dorf noch so sehr, wie seinerzeit in der dörflichen Gemeinschaft. Neuerdings ist das sogar wissenschaftlich fundiert.

Wir sollten deshalb regelmässig geben, um uns und den Beschnkten glücklicher zu machen.

Im globalen Dorf ist man nicht mehr auf den Junkie am Bahnhof, der mit unserem Geld Alkohol oder Schlimmeres kauft, oder auf den regelmässig im Briefkasten angetroffenen Einzahlungsschein einer Hilfsorganisation mit horrenden Administrativkosten angewiesen. Heutzutage kann das Geld direkt den Empfängern zugänglich gemacht werden. Zum Beispiel mit einem Mikrokredit über Kiva, wo man selber entscheiden kann, welche Person das Geld erhalten soll. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Zahlungsmoral unglaublich gut ist! Oder man unterstützt ein spannendes Projekt oder ein Start-Up über Kickstarter – und freut sich daran, wie ein tolles Projekt zum Fliegen kommt.

Natürlich ist die wertvollste Ressource nicht dein Geld, sondern deine Zeit. Und die teilst du am besten mit realen Menschen. Und machst damit dich und die anderen glücklicher!

Ich glaube, dass die Welt insgesamt in jeder Hinsicht immer besser und besser wird – um einen berühmten Ausspruch von Emil Coué ins Web 2.0-Zeitalter zu überführen. Nicht deshalb, weil diese fünf Punkte als wissenschaftliche Wahrheit festgestellt wurden, sondern deshalb, weil dank dem Internet und den Smartphones diese fünf Punkte auch der ganzen Welt zugutekommen. Dass also diejenigen Punkte, die gewisse Menschen in der Realität nicht haben, ihnen durch das Internet zukommen. Alle helfen allen, wodurch es allen immer besser und besser geht.

Wir haben allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen!

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